"Windkritikwissen":
Wissensspeicher Windkraft-Kritik
Auch direkt erreichbar via 'Windkritikwissen'. Diese Webseite ist vertiefender Teil der Themenseite Freinatur-Windkraft
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Fehler gefunden oder Hinweis auf neue Publikation? Bitte mail an: info(a)nahe-natur.com – Nur seriöse Wissenschaft, keine Meinung oder Werbung egal in welche Richtung. Wir prüfen und ergänzen stetig.
Zum Verständnis
Wir ‚Nahe der Natur‘ sind ein unabhängiger Ort auch der Wissenschaft und Vermittlung: Es geht um Fakten, Differenzierung und Zusammenhänge, um ein gesamtes Bild, worin eine Kritik an Windindustrie gut begründet ist. Es geht aber auch um Lösungssuche für mehr Naturverträglichkeit jenseits einer angeblichen Alternativlosigkeit von Windrädern oder falscher Wegwägung von schweren Zerstörungen.
Daher bieten wir ein Gegengewicht zu Pro-Windkraft-Behauptungen und zitieren auf dieser Webseite diejenigen seriösen (!) wissenschaftlichen (!) Arbeiten, die nachvollziehbar unabhängig erfolgten und windkraftkritisch ausfallen. Möge das ein sachlicher Beitrag zum Gesamtbild sein.
Davon gibt es zwar weniger als die Vielzahl an Auftragsarbeiten pro Windräder– aber es gibt doch einige. Wir erlauben uns daraus eine repräsentative Auswahl und neuere Werke, sowie Einordnungen. Dabei fokussieren wir aus dem Windkraft-Gesamtspektrum auf die Themen Natur, Lebensräume und Ökologie, weil das die Kernkompetenzen unseres Hauses sind. Zugleich dient diese Seite als Quellenhinweis für unsere eigenen zusammenfassenden Aussagen und Arbeiten auf unserer Windkraft-Infoseite.
Windkraft gespenstig schön oder gespenstig abgründig? - Foto Herbst 2025 im Morgennebel in den Waldbergen von Kusel - Nordpfalz, (c) Michael Altmoos. Viele Fakten belegen schwere Schäden jenseits der Optik.
1.) Verständliche Übersichten (auf Faktenbasis!) für Alle
Das sind selbst keine wissenschaftlichen Arbeiten, fassen aber wichtige Punkte aufbauend auf wissenschaftlichen Arbeiten (siehe weiter unten) verständlich zusammen:
Aus eigenem Haus: "Windkraft un-ökologisch": Ökologe und Naturschützer Dr. Michael Altmoos hier von ‚Nahe der Natur‘ zusammenfassend über verschiedene ökologische Themen zu Windkraft in gesamter Landschaft mit Pro und Contra, aber klarer Schadensaussage und dennoch Lösungsansätzen (keine Windkraft im Wald, weiträumige Bündelung an Infrastruktur) - Link (pdf) hier - klick. - Mehr Arbeiten aus eigenem Haus unter Freinatur-Windkraft.
Zusammenfassungen gegen Windenergie im Wald:
- Naturschutz-Initiative. e.V. (Hrsg.), 2024: Wissenschaftler fordern: Keine Windenergie im Wald und Schutzgebieten. – Verschiedene renommierte Experten aus Ökologie und Naturschutz mit unterschiedlichen Methoden, Themen und Schwerpunkten kommen letztlich zu gleicher gemeinsamer Aussage.- Link aktuellste Version (pdf)
- Forst-Prof. Dr. Pierre Ibisch äußert sich immer wieder kritisch gegenüber Windkraft im Wald (nicht gegenüber Windkraft generell): Verständlich zusammenfassend über die Schäden von Windrädern in Wäldern, sogar in naturfernen Kiefernkulturen, obwohl er sonst für Windkraft offen ist und im Klimaschutz forscht, zum Beispiel hier - Link: Interview, Berliner Zeitung, 4. September 2025 (pdf) - daraus der screenshot - und ähnlich sogar in der Pro-Windkraft-Zeitschrift 'Neue Energie' 2025:
- Ähnlich Populär-Wald-Autor Peter Wohlleben: Kurzvideo von 2024, warum Windkraft im Wald mehr schadet als nutzt, obwohl er sonst pro Windkraft eintritt. So versteht es Jeder: Link Facebook-Video frei für Alle aus 2024.
- Vogel- und Fledermausexperte Dr. Klaus Richarz gegen Windenergie im Wald - Sachlich zusammenfassend im Stern-Interview (Link).
- UPI (Umwelt-Prognose-Institut Heidelberg, 2024): Wie sinnvoll sind Windkraftwerke im Wald? Studie UPI-Übersicht, UPi 88/2023 Originalstudie (2023) und UPI 89/2024 mit Ergänzungen (2024) als pdf - Ergebnis: Nicht nötig, nicht sinnvoll.
- Tierökologie-Professor Herbert Zucchi (2025): "Windenerigenalage im Wald edeuten dessen industrialisierung. - Naturschutz-Magazin 3/2025 - Link Artikel. Hier screenshot Titelseite:
Diese Kritiker tragen eine jeweils spezifische Schadensanalyse vor, haben aber auch Lösungsansätze gemeinsam: Windräder (wenn überhaupt) an schon vorhandene Großinfrastruktur bündeln! Unbedingt aber Wälder, Schutzgebiete wie strukturreiche Landschaften meiden, um weite unverstellte Freiräume zu belassen. Dafür gibt es eigentlich laut den Autoren mehr als genug unproblematischere Standorte.
2.) Wissenschaftliche Arbeiten zu Einzelthemen
A: Themenfeld CO2 und Klimaschutz durch Windräder
- Speziell zum Wald:
Christina von Haaren und Jordan Siebel (2025): Faustwerte für ein SUP-Screening zur Standortbewertung von Windenergie- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen: Einbeziehung der Kohlenstoffspeicher- und -Senkenfunktion. Naturschutz und Landschaftsplanung 09/2025. - Link NUL-Online.
Zusammenfassung der Arbeit in eigenen Worten:
Sogar aus einer sonstigen Pro-Windkraft-Sicht wird dargelegt, dass allein schon aus CO2-Gründen Waldstandorte von Windrädern frei bleiben sollen. Denn selbst wenn Windräder (vermeintlich) CO2 einsparen, indem sie (vermeintich) fossile Kraftwerke weniger werden ließen, so darf das nicht ausgerechnet auf Waldstandorten geschehen, wo eine immense CO2-Bindung von selbst und somit natürlicher Klimaschutz stattfinden würde. Die Autoren folgern nach umfassenden CO2-Bilanzen in Vegetation und Böden, dass Windräder in Wäldern sogar dem deutschen Klimaschutzgesetz zuwiderlaufen, weil sie natürlichen Klimaschutz unnötig und stark schwächen.
Die Autoren betonen auch, dass das verbreitete Scheinargument nicht gilt, dass Wälder ohnehin übernutzt und geschädigt wären und daher für Windräder freigegeben werden könnten. Es ist für Klimaschutz stattdessen sehr viel wichtiger und einfacher möglich, den Wald sich regenerieren zu lassen oder sorgsamer zu nutzen statt durch Windräder anhaltend zu beeinträchtigen.
Foto-Belege
... wie dieser (keine KI, nicht bearbeitet, einfach die Wirklichkeit) illustrieren das, was Wissenschaftler mit Daten in ihren hier zitierten Arbeiten unterlegen, siehe oben angeführte Zitate: Die Eingriffswirkung von Windrädern geht tatsächlich weit über ihre letztlich (relativ kleine) Stellfläche hinaus. Auch wenn oberflächlich Vieles wieder begrünt wird und Neues von selbst wächst, sorgen weite Bodenverdichtungen, massive Geländeumgestaltung, folglich Wirkungen auf Wasserhaushalt sowie negative Effekte auf Humus- und Kohlenstoffbindung auch in Böden (zitiert oben Von Haaren 2025) für erheblichen Schaden.
Wie viele Meter oder eher Kilometer die Schadwirkungen ganz genau reicht, ist von Standort zu Standort unterschiedlich, darin gibt es Unschärfen, aber keinen Wissensmangel generell. Denn klein, eng begrenzt und für den Gesamtwald unerheblich, wie oft von Pro-Windkraft-Kreisen angeführt wird, ist der Schaden sicher nicht, so alle Arbeiten und auch eindrücklich die Fotobelege.
Hoch relevant ist auch, dass der ganze Lebensraumcharakter untypisch überprägt wird. Lebensräume sollte man zwar dynamisch sehen. Aber natürliche Veränderungen wie Störereignisse, die Teil von großer Lebensraumdynamik sein können und fallweise auch wertvolle lichte parkartige Wälder bilden können (was Pro-Windkraft-Kreise falsch als windkraftkompatibel bezeichnen), sind etwas ganz Anderes; siehe fhier z.B. die massive Bodenbearbeitung und Verdichtung in sehr unnatürlicher Dimension.
B Themenfeld Vögel
Einordnung - Vorsicht vor Faktencheck-Fehlleitungen:
Text jetzt von Michael Altmoos, zitierbar - und bitte zitieren, wenn es verwendet wird - als Altmoos, M. (2025): Einordnung von Vogeltod durch Windräder - Relevanz statt Verharmlosung", online www.freinatur.net/Windkritikwissen, Nahe der Natur - Museum für Naturschutz:
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Man erkennt typische und schlechte (Schein)Fakten-Checks oder ökologisch ahnungslose Nachplapperer leicht daran, dass sie klassisch behaupten, es sterben Millionen mehr Vögel an anderen Ursachen als an Windrädern, an letzteren nur 1% aller Vogeltode. Solche Scheinargumente werden weit verbreitet.
Die Zahlen-Größenordnungen mögen zwar in sich richtig sein: Windrad-Kollision ist in absoluten Zahlen gesehen ein relativ seltenes Ereignis gegenüber anderen Gefährdungsursachen und angesichts vieler Vorbelastungen der Vögel. Aber der Trick ist, wahre Fakten aus dem Zusammenhang zu reißen, so dass es letztlich falsch und verharmlosend wirkt. Dagegen muss festgestellt werden (Belegdaten weiter unten):
- Es sind zumeist ganz andere Vogelarten, die an Windrädern verenden als die, die an Glasscheiben, durch Verkehr, Katzen & Co sterben: Besonders Großvögel mit geringer Vermehrungsrate. Da zählt jedes Individuum.
- Die Todesfälle treten zu den anderen Verlusten und zu anderweitigen Vorschädigungen summarisch dazu und können besonders bei seltenen Arten das „zu viel“ bedeuten. In jeder guten Planung sind solche Summationseffekte zu beachten.
- In absoluten Zahlen sind Todefälle durchaus relevant, z.B. jährlich > 100 Rotmilane in Brandenbrug, siehe Link auf behördliche Schlagopferdatei unten, noch ohne Dunkelziffer.
- Individualschutz - Jedes Tier ist kostbar, ist Ansatzpunkt für Evolution, weshalb im Umweltrecht auch der Individuenschutz wichtig ist. Es ist ethisch fragwürdig, Individuenverluste einfach nachzuordnen. Bei seltenen Arten (Schreiadler, Wespenbussard, regional Schwarzstorch) können diese zudem durchaus auf die (lokale/regionale) Population buchstäblich durchschlagen.
- Bezugsgröße der Zahlen - Achtung zur Transparenz: Je nachdem, welche Werte und Gesamtbezüge man herstellt, kann man entsprechend [ver]drehen: Entgegen der verbreiteten Darlegung, die Gesamtzahl an Vogeltod in Deutschland durch Windräder ist gegenüber z.B. Katzen/Glasscheiben/Verkehr vernachlässgbar, kann man folgende Rechnung aufmachen: Bei schon 3 Vogelschlägen pro Jahr (belegte Mindestannahme nach Schlagopfererfahrungen) an einem Windrad ist im Vergleich zum Durchschnittswert einer Katze (die Kleinvögel frisst), einer Glasscheibe (an denen Kleinvögel sterben), einem Auto in Deutschland (Vogel-Verkehrstode) dann doch das Windrad die menschengemachte Anlage mit der größten relativen Einzelgefahr. Auch so haben Windkraftanlagen eine Bedeutung im Naturschutz, wobei gleichwohl die Hauptursache im Vogel(arten)sterben an zu intensiver Landnutzung und Lebensraumzerstörung anderweitig liegt.
- Es geht aber nicht nur um die direkten Todesfälle, sondern auch um Lebensraumentwertungen, die durch Ausgleichsmaßnahmen nicht so einfach ausgeglichen werden können.
- Differenzierung: Mit immer mehr Windrädern, die ganze Landschaften "zersiedeln" (realer Trend der Zeit) steigt die Gefahr für Vogelschlag, wohingegen (früher) bei nur wenigen Wind"parks", diese möglichst klug gebündelt auf naturfernen Standorten, die Gefahr tatsächlich niedrig war. Die Gegenwart und Zukunft besteht jedoch aus einem Ausbau auch in sensiblen und vogelreichen Gebieten, weshalb die Gefahr für Vögel hoch relevant ist und nicht verharmlos werden darf.
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Belegt für Vögel
... sind tatschliche bedeutende Schäden zum Beispiel durch folgende Arbeiten - differenziert - mit 'Links':
Deutsche Wildtierstiftung & Schreiber Umweltplanung (2025): Untersuchung zur Betroffenheit kollisionsgefährdeter Brutvogelarten durch Windkraftanlagen in deutschen Vogelschutzgebieten. Studie- Link hier - und Langfassung als pdf hier. Hauptaussage: Vogelschutzgebiete sind in Deutschland erheblich von der Nähe zu Windkraftanlagen betroffen
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„PROGRESS-Studie“: Grünkorn, T., Blew, J., Coppack, T., Krüger, O., Nehls, G., Potiek, A., Reichenbach, M., von Rönn, J., Timmermann, H. & Weitekamp, S. (2016): Ermittlung der Kollisionsraten von (Greif-)Vögeln und Schaffung planungsbezogener Grundlagen für die Prognose und Bewertung des Kollisionsrisikos durch Windenergieanlagen (PROGRESS). Schlussbericht. - BioConsult SH, ARSU, IfAÖ & Universität Bielefeld – Link Langfassung (pdf) - und Link Kurzfassung (pdf).
- Bezug war 2011-2016 Norddeutsches Tiefland, dort zumeist kleine Anlagen < 150 m Höhe. Vogelkollissionen waren an sich relativ seltene Ereignisse. Aber summarisch doch so relevant, dass bei vermehrungsschwachen Großvögel wie Rotmilan und Mäusebussard (regionale) Bestandsrückgänge signifikant zu erwarten wären.
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Seltene Arten: Auerhühner (Schwarzwald): Coppes, J., Bollmann, K., Braunisch, V., Fiedler, W., Grünschachner-Berger, V., Mollet, P., Nopp-Mayr, U., Schroth, K-E., Storch, I., Suchant, R. 2019: Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Auerhühner. Hrsg.: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. – Link pdf
- Ergebnis: Kollisionsgefahr ● Beeinträchtigung der Nutzbarkeit des Lebensraums im Umkreis der Windräder ● Beeinträchtigung der Nutzbarkeit des Lebensraums durch begleitende Infrastruktur (z.B. neue und breitere Wege).
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Behördliche Kollisionsopferdatenbank Vögel und Fledermäuse Deutschland via Brandenburg: Link mit Möglichkeit zum Tabellenabruf.
- Kein Massensterben, eher seltene Ereignisse, aber aufsummiert doch eine ganze Menge, z.B. allein für Brandenburg jährlich 300 Rotmilane (2024). Zu viel!
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Behauptung: (Zug)Vögel erkennen drehende Windräder und meiden diese
Studien vor allem im Auftrag der Windkraftbranche an Küsten scheinen immer mal wieder zu belegen, dass vor allem Zugvögel die Gefahren einschätzen können und die Windräder meiden, was angeblich zu einer bedeutenden Reduzierung der Todesraten führt, zum Beispiel prominent Studie von Bioconsult Husum (2025) in Zusammenfassung TAZ und hier Originalstudie (pdf).
Daraus schließt die Windenergiebranche, dass es keinen Konflikt Vogelschutz-Windkraft gäbe und Windradbetreiber folgern sogar weiter, dass sie auch keine Abschaltungen mehr vornehmen müssten.
Doch das sind Fehlschlüsse. Denn deutlich wird damit gerade auch, dass ein vorher genutzter Lebensraum neu gemieden wird, also eine signikante Lebensraumentwertung entsteht! - Zudem:
a.) Interessenkonflikt (Auftraggeber = Windindustrie).
b.) Kadaversuche nicht/kaum möglich, also keine echten Kollisionszahlen (hierzu aber harte Daten Schlagopferkataster zu Großvögeln, Zitat oben).
c.) Erfassungstechnologien haben große Lücken (hinsichtlich kleine Arten).
d.) Ein Ausweichen bedeutet nicht „keine Gefahr“, sondern ist oft eine potenziell gefährliche Belastung.
e.) Internationale Systeme liefern widersprüchliche Ergebnisse, keine klare Pauschalaussagen möglich
f.) Seltenere Risiko-Events, die aber bedeutend sein können, werden in Studienzeit nicht erfasst.
g.) Studien beziehen sich auf Zugvögel (die angepasst sind, Hindernisse eher zu erkennen), nicht auf die vielen Standvögel (das gibt die Studie selbst als Einschränkung zu bedenken)
h.) Schlussfolgerungen von einer Konfliktlösung Vogelschutz - Artenschutz sind nicht seriös, weil nicht durch die eigentlichen Daten gedeckt. Kollissionsrisiko für die Vogelwelt bleibt - differenziert - hoch.
Lebensraumentwertung Waldvögel:
Rehling, F., Julia Ellerbrok, Anna Delius, Nina Farwig und Franziska Peter (2023): Windenergieanlagen in Wirtschaftswäldern verdrängen häufige Vögel. – Natur und Landschaft 98 (8): 365-371. - Link zum Artikel.
- Methodisch wurde die Arbeit von Seiten der Windkraftbranche angegriffen, die Autoren bestätigten dennoch in Erwiderung die Angemessenheit und Korrektheit der Methode (Diskussion in 'Natur und Landschaft').
Symbolbild Konflikt Windidustrie im Wald und Vogelschutz. Immer mehr wie hier bei Bad Sobernheim werden Windindustrieanlagen in relativ naturnahe Lebensräume getrieben.
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Lösung gegen Vogeltod?
Unzureichend! Moderne Abschaltauflagen und saisonale Auflagen für den Turbinenbetrieb können Todesraten zwar (theoretisch) minimieren, das beahupten viele Gutachten. Aber sie sind aufwendig und unbeleibt (Verkleinerung der Gewinnmargen), es gibt Kontroll- und Vollzugsdefizite - und auch wichtig: Sie beseitigen nicht die Lebensraumentwertung an sich.
C Themenfeld Fledermäuse
Was man weiß: Viele Fledermäuse sterben durch Windräder, entweder durch Kollision oder „Barotrauma“. Was man nicht weiss: Wieviele genau?
- Abschätzung: Grundlagenarbeit Prof. Michael Reich (Universität Hannover, 2014) mit Stichprobe 78 Windkraftanlagen in 5 Bundesländern. Im Schnitt sterben pro Anlage zehn bis zwölf Fledermäuse (an manche Anlagen weniger, andere mehr) aus mehreren Arten. Daraus hochgerechnet (Windrad und Faktor 10 Todesfälle) bei damals 25.000 Anlagen entspricht das 250.000 Fledermäuse. Diese Zahl wurd ein vielen Medien zitiert. - Heute (2026) gibt es 31.000 Anlagen, entsprechend müßte das bei Faktor zehn 310.000 tote Fledermäuse pro Jahr in Deutschland ergeben. Für Naturhaushalt ist das hoch relevant!
- Differenzierung: Methodisch ist solche Hochrechnung fragwürdig, teils Spekulation. Dennoch ist die Größenordnung ein unscharfer Bereich nach immer noch bestem Stand des Wissens. Kurzum: Zu viele Todesfälle. Die damalige Studie ist nicht mehr online, aber immer noch in ihrer Größenordnung relevant.
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Relevante Forschungsarbeiten:
Forschungen Christian Voigt & Team – zusammenfassend hier im TAZ-Interview (Link). Und "Junge und weibliche Tiere sterben an Windrädern" mit Gesamtüberblick im MDR-Interview. - Und Konkret:
Tod von Fledermäusen unterbricht natürliche Nahrungsketten - und das kann zu viel sein: schwere Schäden im Naturhaushalt möglich (Übersicht hier), Original-Publikation:
Scholz C & Voigt CC (2022): Diet analysis of bats killed at wind turbines suggest large scale losses of trophic interactions. Conservation Science and Practice, 2022 e12744. DOI: 10.1111/csp2.12744
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Besonders junge Fledermäuse sterben an Windrädern, Vemehrungsrate ist stark reduzert:
Kruszynski C, Bailey LD, Bach L, Bach P, Fritze M, Lindecke O, Teige T, Voigt CC (2021): High vulnerability of juvenile Nathusius’ pipistrelle bats (Pipistrellus nathusii) at wind turbines. Ecological Applications. DOI: 10.1002/eap.2513 – Link: https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/eap.2513
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Abschaltalgorithmen für Fledermäuse
... minimieren wie bei Vögeln (theoretisch) Todesraten – aber: Forschungsdefiizit über die Wirkung. Oft unzureichende tatsächliche Umsetzung der Abschaltung, Lebensraum- und Landschaftsentwertung bleiben bestehen - letztlich offenbar (Forschungsdefizit!) immer noch zu große Todesraten:
Dazu:
Zu große Todesraten, nicht europarechtskonform, Todesfälle summieren sich doch:
Cosima Lindemann, Volker Runkel, Andreas Kiefer, Andreas Lukas und Michael Veith (2018): Eine naturschutzfachliche Bewertung Abschaltalgorithmen für Fledermäuse an Windenergieanlagen. – Naturschutz und Landschaftsplanung 11-2018 – Link: https://www.nul-online.de/magazin/archiv/article-5947712-202007/abschaltalgorithmen-fuer-fledermaeuse-an-windenergieanlagen-.html
D Themenfeld Insekten
Stand: Forschungsdefizit! - DLR-Studie 2019, die 2 Milliarden tote Fluginsekten pro Jahr an Windrädern modelliert, ist methodisch umstritten, hat aber den Verdienst, das Thema Insekten und Windräder größer aufgebracht zu haben. Link DLR-Studie.
„Luftplankton“-Verluste dürfen nicht unterschätzt werden, vor allem wenn Wind“parks“ in den Hauptwindrichtungen zunehmen oder in strukturreichen Landschaften und Wäldern (Spenderpopulationen) gebaut werden. Luftplankton ist wichtige Nahrungsgrundlage für Fledermäuse und Vögel, zudem für Verbreitung wie Vernetzung von Insektenpopulationen durch die Landschaften hoch relevant.
E Themenfeld Wasser / Hydrogeologie
Demnächst mit Zitaten.
F Themenfeld Ressourcenverbrauch
Demnächst mit Zitaten.
G: Themenfeld Landschaft: Landschaftsökologie und Landschaftsästhetik
Landschaftsbild wichtig, Windräder beeinträchtigen das, es gäbe genug weniger sensible Standorte, zum Beispiel:
Crnjac, L., Fischer, C. & Roth, M. (2023): Eignung von Visualisierungen zur Beurteilung von Eingriffen in das Landschaftsbild. Eine empirische Validierung am Beispiel von Windenergieanlagen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung 55 (03): S. 22-29. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1399/NuL.2023.03.02 -
Siehe auch unsere Vertiefungsseite FREINATUR-Aethetik‘ mit Arbeiten von Rudolf Ahrens-Botzong.
Demnächst mit mehr Zitaten.
H: Offshore – Windindustrie im Meer:
Eine wissenschaftliche Publikation deckt 2025 bisher übersehene große Probleme auf, im Bild screeshot des abstract - hier der Link zur Originalquelle bzw. https://doi.org/10.1016/j.ocecoaman.2025.107956:
Zusammenfassend: Von Windkraftbefürworten wird die relativ hohe Effizienz von Windrädern auf See gepriesen und auch als ein Vorteil angeführt, dass hiermit kleine Riffe gebildet werden. Doch dagegen stehen schwerwiegende Nachteile, manche davon bisher zu oft übersehen. Der Lebensraum Meer wird insgesamt bedroht, wenn zu viele Windindustriegebiete entstehen. Die Meeresbiologin Lonneke Goddijn-Murphy arbeitet das in zitierter Publikation am Beispiel Schottland auf, vieles dürfte aber auch auf weitere Bereiche der Nordsee übertragbar sein. Kurzum: Windräder im Meer können schwer schädlich sein und man muss sie klüger begrenzen statt wie derzeit immer mehr auszubauen.
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