Nahe der Natur
Mitmach-Museum für Naturschutz

Wissensspeicher Windkraft-Kritik

Auch direkt erreichbar via 'Windkritikwissen'. Diese Webseite ist vertiefender Teil der Themenseite Freinatur-Windkraft

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Fehler gefunden oder Hinweis auf neue Publikation? Bitte an: info@nahe-natur.com – Bitte nur seriöse Wissenschaft, keine Meinung oder Werbung egal in welche Richtung. Wir prüfen und ergänzen stetig.


Zum Verständnis

Hier gibt es Fakten und Belege zu Schäden von Windkraft mit Themenschwerpunkt Natur: Ökologie, Lebensräume und Arten. - Anlaß ist, dass in vielen Behauptungen und in sogenannten „Fakten-Checks“ zu oft eine einseitige Pro-Windkraft-Sicht verbreitet wird. Kritikern wird dann vorgeworfen, sie hätten kaum Belege und Daten, würden lügen, seien subjektiv oder sie würden nur ihrem Geschmack und nicht der Wissenschaft folgen.

Wir ‚Nahe der Natur‘ sind ein unabhängiger Ort der Wissenschaft und Vermittlung: Es geht um Fakten, Differenzierungen und Zusammenhänge, die begründet kritisch gegenüber Windindustrie-Eingriffen sind, aber auch einer Lösungssuche für unversehrtere Natur dienen. Wir unterscheiden uns als unabhängige Stelle von Behörden, Agenturen und Firmen, die oft politisch mitgeprägt sind und die die Tendenz haben, trotz manch seriöser Produkte und Forschungen (in denen Details auch an Schäden herauskommen) letztlich doch Windkraft durchzusetzen wollen.

Daher bieten wir ein Gegengewicht und zitieren auf dieser Webseite diejenigen seriösen wissenschaftlichen Arbeiten, die unabhängig erfolgten und windkraftkritisch ausfallen. Möge das ein sachlicher Beitrag zum Gesamtbild sein. 

Davon gibt es zwar deutlich weniger als die Vielzahl an Auftragsarbeiten pro Windräder– aber es gibt doch einige. Wir erlauben wir uns daraus eine repräsentative Auswahl und neuere Werke. Dabei fokussieren wir aus dem Windkraft-Gesamtspektrum auf die Themen Natur, Lebensräume und Ökologie, weil das die Kernkompetenzen unseres Hauses und unserer Arbeiten sind. Zugleich dient diese Seite als Quellenhinweis für unsere zusammenfassenden Aussagen und Arbeiten auf unserer Windkraft-Infoseite.


Windkraft gespenstig bei Kusel

Windkraft gespenstig schön oder gespenstig abgründig? - Foto Herbst 2025 im Morgennebel in den Waldbergen von Kusel - Nordpfalz, (c) Michael Altmoos. Viele Fakten belegen schwere Schäden jenseits der Optik.



1.) Trivia: Verständliche Übersichten (auf Faktenbasis!) für Alle

Das sind selbst keine wissenschaftlichen Arbeiten, fassen aber wichtige Punkte sachlich, seriös UND verständlich zusammen:

Aus eigenem Haus: "Windkraft un-ökologisch": Ökologe und Naturschützer Dr. Michael Altmoos hier von ‚Nahe der Natur‘ zusammenfassend über verschiedene ökologische Themen zu Windkraft in gesamter Landschaft mit Pro und Contra, aber klarer Schadensaussage und dennoch Lösungsansätzen (keine Windkraft im Wald, weiträumige Bündelung an Infrastruktur) - Link (pdf) hier - klick. - Mehr aus eigenem Haus unter Freinatur-Windkraft.


Zusammenfassende Fakten speziell gegen Windenergie im Wald:

  • Naturschutz-Initiative. e.V. (Hrsg.), 2024: Wissenschaftler fordern: Keine Windenergie im Wald und Schutzgebieten – Link aktuellste Version (pdf) 
  • Forst-Prof. Dr. Pierre Ibisch äußert sich immer wieder kritisch gegenüber Windkraft im Wald (nicht gegenüber Windkraft generell): Verständlich zusammenfassend über die Schäden von Windrädern in Wäldern, sogar in naturfernen Kiefernkulturen, obwohl er sonst für Windkraft offen ist und im Klimaschutz forsch, zum Beispiel hier - Link: Interview, Berliner zeitung, 4. September 2025 (pdf) - und ähnlich sogar in der Pro-Windkraft-Zeitschrift 'Neue Energie' 2025, daraus der screenshot:


Windindustrie-Kritik Herbert Zucchi


Diese Kritiker haben gemeinsam die Schadensanalyse, aber auch Lösungsansätze, Windräder an schon vorhandene Großinfrastruktur zu bündeln, unbedingt aber Wälder und auch großräumige Schutzgebiete wie strukturreiche Landschaften zu meiden, um auch noch große unverstellte Freiräume zu belassen.


2.) Wissenschaftliche Arbeiten zu Einzelthemen


A: Themenfeld CO2 und Klimaschutz durch Windräder

Christina von Haaren und Jordan Siebel (2025): Faustwerte für ein SUP-Screening zur Standortbewertung von Windenergie- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen: Einbeziehung der Kohlenstoffspeicher- und -Senkenfunktion. Naturschutz und Landschaftsplanung 09/2025. - Link NUL-Online.

Zusammenfassung der zitierten Arbeit in eigenen Worten: 

Sogar aus einer sonstigen Pro-Windkraft-Sicht wird dargelegt, dass allein schon aus CO2-Gründen Waldstandorte von Windrädern frei bleiben sollen. Denn selbst wenn Windräder (vermeintlich) CO einsparen, indem sie (vermeintich) fossile Kraftwerke weniger werden ließen, so darf das nicht ausgerechnet auf Waldstandorten geschehen, wo eine immense CO2-Bindung von selbst und somit natürlicher Klimaschutz stattfinden würde. Die Autoren folgern nach umfassenden CO2-Bilanzen in Vegetation und Böden, dass Windräder in Wäldern sogar dem deutschen Klimaschutzgesetz zuwiderlaufen können, weil sie natürlichen Klimaschutz unnötig schwächen. 

Die Autoren betonen auch, dass das verbreitete Scheinargument nicht gilt, dass Wälder ohnehin übernutzt und geschädigt wären und daher für Windräder freigegeben werden könnten. Es ist für Klimaschutz stattdessen sehr viel wichtiger und einfacher möglich, den Wald sich regenerieren zu lassen oder sorgsamer zu nutzen statt durch Windräder anhaltend zu beeinträchtigen.



B Themenfeld Vögel

Vorbemerkung: 

Man erkennt schlechte (Schein)Fakten-Checks oder ökologisch ahnungslose Nachplapperer leicht daran, dass sie klassisch behaupten, es sterben Millionen viel mehr Vögel an anderen Ursachen als an Windrädern, an letzteren nur maximal 1% aller Vogeltode. 

Die Zahlen mögen zwar in sich richtig sein, Kollision ist in absoluten Zahlen gesehen ein relativ seltenes Ereignis gegenüber anderen Gefährdungsursachen der Vögel, aber der Trick ist, wahre Fakten aus dem Zusammenhang zu reißen, so dass es falsch verharmlosend ist. Denn:

  • Es sterben zumeist ganz andere Vogelarten an Windrädern als an Glasscheiben, durch Verkehr, Katzen & Co, besonders Großvögel mit geringer Vermehrungsrate. Da zählt jedes Individuum.
  • Die Todesfälle treten zu den anderen Verlusten und anderweitigen Vorschädigungen summarisch dazu und können besonders bei seltenen Arten das „zu viel“ bedeuten. In jeder guten Planung sind solche Summationseffekte zu beachten.
  • In absoluten Zahlen sind Todefälle doch relevant, z.B. jährlich 300 Rotmilane in Brandenbrug, siehe Link auf behördliche Schlagopferdatei unten, noch ohne Dunkelziffer.
  • Individualschutz - Jedes Tier ist kostbar, ist Ansatzpunkt für Evolution, weshalb im Umweltrecht auch der Individuenschutz wichtig ist. Es ist ethisch fragwürdig, Individuenverluste einfach nachzuordnen. Bei seltenen Arten (Schreiadler, Wespenbussard) können diese zudem durchaus auf die (lokale) Population buchstäblich durchschlagen.
  • Es geht nicht nur um die direkten Todesfälle, sondern auch um Lebensraumentwertungen, die durch Ausgleichsmaßnahmen nicht so einfach ausgeglichen werden können.


Belegt ist das zum Beispiel durch folgende Arbeiten:


Deutsche Wildtierstiftung & Schreiber Umweltplanung (2025): Untersuchung zur Betroffenheit kollisionsgefährdeter Brutvogelarten durch Windkraftanlagen in deutschen Vogelschutzgebieten. Studie- Link hier -  und Langfassung als pdf hier. Hauptaussage: Vogelschutzgebiete sind in Deutschland erheblich von der Nähe zu Windkraftanlagen betroffen

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„PROGRESS-Studie“: Grünkorn, T., Blew, J., Coppack, T., Krüger, O., Nehls, G., Potiek, A., Reichenbach, M., von Rönn, J., Timmermann, H. & Weitekamp, S. (2016): Ermittlung der Kollisionsraten von (Greif-)Vögeln und Schaffung planungsbezogener Grundlagen für die Prognose und Bewertung des Kollisionsrisikos durch Windenergieanlagen (PROGRESS). Schlussbericht. - BioConsult SH, ARSU, IfAÖ & Universität Bielefeld – Link Langfassung (pdf) - und Link Kurzfassung (pdf)

- Bezug war 2011-2016 Norddeutsches Tiefland, dort zumeist kleine Anlagen < 150 m Höhe. Vogelkollissionen waren an sich relativ seltene Ereignisse. Aber summarisch doch so relevant, dass bei vermehrungsschwachen Großvögel Rotmilan und Mäusebussard (regionale) Bestandsrückgänge signifikant zu erwarten wären.

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Seltene Arten: Auerhühner (Schwarzwald): Coppes, J., Bollmann, K., Braunisch, V., Fiedler, W., Grünschachner-Berger, V., Mollet, P., Nopp-Mayr, U., Schroth, K-E., Storch, I., Suchant, R. 2019: Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Auerhühner. Hrsg.: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. – Link pdf
- Ergebnis: Kollisionsgefahr ● Beeinträchtigung der Nutzbarkeit des Lebensraums im Umkreis der WEA ● Beeinträchtigung der Nutzbarkeit des Lebensraums durch begleitende Infrastruktur (z.B. Wege).

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Behördliche Kollisionsopferdatenbank Vögel und Fledermäuse Deutschland via Brandenburg: Link mit Möglichkeit zum Tabellenabruf. 
- Kein Massensterben, eher seltene Ereignisse, aber aufsummiert doch ganze Menge, z.B. allein für Brandenburg jährlich 300 Rotmilane. Zu viel!


Lebensraumentwertung Waldvögel: 

Rehling, F., Julia Ellerbrok, Anna Delius, Nina Farwig und Franziska Peter (2023):  Windenergieanlagen in Wirtschaftswäldern verdrängen häufige Vögel. – Natur und Landschaft 98 (8): 365-371. - Link zum Artikel.
- Methodisch wurde die Arbeit von Seiten der Windkraftbranche angegriffen, die Autoren bestätigten dennoch in Erwiderung die Angemessenheit und Korrektheit der Methode (Diskussion in 'Natur und Landschaft').

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Lösung gegen Vogeltod? Unzureichend! Moderne Abschaltauflagen und saisonale Auflagen für den Turbinenbetrieb können Todesraten zwar (theoretisch) minimieren, sind aber aufwendig, es gibt Vollzugsdefizite und Prüfmangel, und sie beseitigen nicht die Lebensraumentwertung an sich.



C Themenfeld Fledermäuse

Was man weiß: Viele Fledermäuse sterben durch Windräder, entweder durch Kollision oder „Barotrauma“. Was man nicht weiss: Wieviele genau?

- Abschätzung: Grundlagenarbeit Prof. Michael Reich (Universität Hannover, 2014) mit Stichprobe 78 Windkraftanlagen in 5 Bundesländern. Im Schnitt sterben pro Anlage zehn bis zwölf Fledermäuse (an manche Anlagen weniger, andere mehr) aus mehreren Arten. Daraus hochgerechnet (Windrad und Faktor 10 Todesfälle) bei damals 25.000 Anlagen entspricht das 250.000 Fledermäuse. Diese Zahl wurd ein vielen Medien zitiert. - Heute (2026) gibt es 31.000 Anlagen, entsprechend müßte das bei Faktor zehn 310.000 tote Fledermäuse pro Jahr ergeben.
- Differenzierung: Methodisch ist solche Hochrechnung fragwürdig, teils Spekulation. Dennoch ist die Größenordnung ein unscharfer Bereich nach immer noch bestem Stand des Wissens. Kurzum: Zu viele Todesfälle. Die damalige Studie ist nicht mehr online, aber immer noch in ihrer Größenordnung relevant.

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Aktuellere Forschungsarbeiten:

Forschungen Christian Voigt & Team – zusammenfassend hier im TAZ-Interview (Link)

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Besonders junge Fledermäuse sterben an Windrädern, Vemehrungsrate ist stark reduzert:
Kruszynski C, Bailey LD, Bach L, Bach P, Fritze M, Lindecke O, Teige T, Voigt CC (2021): High vulnerability of juvenile Nathusius’ pipistrelle bats (Pipistrellus nathusii) at wind turbines. Ecological Applications. DOI: 10.1002/eap.2513  – Link: https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/eap.2513
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Abschaltalgorithmen minimieren (theoretisch) Todesraten – aber: Forschungsdefiizit über die Wirkung. Oft unzureichende tatsächliche Umsetzung der Abschaltung, Lebensraum- und Landschaftsentwertung bleiben bestehen - letztlich immer noch zu große Todesraten:

Dazu:

Zu große Todesraten, nicht europarechtskonform, Todesfälle summieren sich doch:
Cosima Lindemann, Volker Runkel, Andreas Kiefer, Andreas Lukas und Michael Veith (2018): Eine naturschutzfachliche Bewertung Abschaltalgorithmen für Fledermäuse an Windenergieanlagen. – Naturschutz und Landschaftsplanung 11-2018 – Link: https://www.nul-online.de/magazin/archiv/article-5947712-202007/abschaltalgorithmen-fuer-fledermaeuse-an-windenergieanlagen-.html


D Themenfeld Insekten


Stand: Forschungsdefizit! - DLR-Studie 2019, die 2 Milliarden tote Fluginsekten pro Jahr an Windrädern modelliert, ist methodisch umstritten, hat aber den Verdienst, das Thema Insekten und Windräder größer aufgebracht zu haben. Link DLR-Studie


„Luftplankton“-Verluste dürfen nicht unterschätzt werden, vor allem wenn Wind“parks“ in den Hauptwindrichtungen zunehmen oder in strukturreichen Landschaften und Wäldern (Spenderpopulationen) gebaut werden. Luftplankton ist wichtige Nahrungsgrundlage für Fledermäuse und Vögel, zudem für Verbreitung wie Vernetzung von Insektenpopulationen durch die Landschaften hoch relevant.


E Themenfeld Wasser / Hydrogeologie

Demnächst mit Zitaten.



F Themenfeld Ressourcenverbrauch

Demnächst mit Zitaten.



G: Themenfeld Landschaft: Landschaftsökologie und Landschaftsästhetik

Landschaftsbild wichtig, Windräder beeinträchtigen das, es gäbe genug weniger sensible Standorte, zum Beispiel:

Crnjac, L., Fischer, C. & Roth, M. (2023): Eignung von Visualisierungen zur Beurteilung von Eingriffen in das Landschaftsbild. Eine empirische Validierung am Beispiel von Windenergieanlagen. In: Naturschutz und Landschaftsplanung 55 (03): S. 22-29. Online verfügbar unter https://doi.org/10.1399/NuL.2023.03.02  - 

Siehe auch unsere Vertiefungsseite FREINATUR-Aethetik‘ mit Arbeiten von Rudolf Ahrens-Botzong.


Demnächst mit mehr Zitaten.



H: Offshore – Windindustrie im Meer:

Eine wissenschaftliche Publikation deckt 2025 bisher übersehene große Probleme auf, im Bild screeshot des abstract - hier der Link zur Originalquelle bzw. https://doi.org/10.1016/j.ocecoaman.2025.107956:

Problematik Windindustrie offshore


Zusammenfassend: Von Windkraftbefürworten wird die relativ hohe Effizienz von Windrädern auf See gepriesen und auch als ein Vorteil angeführt, dass hiermit kleine Riffe gebildet werden. Doch dagegen stehen schwerwiegende Nachteile, manche davon bisher zu oft übersehen. Der Lebensraum Meer wird insgesamt bedroht, wenn zu viele Windindustriegebiete entstehen. Die Meeresbiologin Lonneke Goddijn-Murphy arbeitet das in zitierter Publikation am Beispiel Schottland auf, vieles dürfte aber auch auf weitere Bereiche der Nordsee übertragbar sein. Kurzum: Windräder im Meer können schwer schädlich sein und man muss sie klüger begrenzen statt wie derzeit immer mehr auszubauen.

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